Das Jubiläums-Team (von links): Beatrix Gerritsen, Heike Spiegelhoff, Berthold Koenders, Petra Hungerkamp, Dr. Georg Hungerkamp, Klaus Sievers, Klaus van Gelder und Christel Bollwerk (es fehlt Manuela Jungmann)
Hungerkamp startet mit Schwung ins zweite Jahrhundert
In den Erlebniswelten des Haushaltswarengeschäftes Hungerkamp an der Ecke Westend und Dinxperlorer Straße dreht sich alles um die Themen Kochen, Essen, Genießen und Schenken. Zum 100-jährigen Bestehen wartet das Unternehmen dabei in diesem Jahr mit vielen Überraschungen auf. Geplant sind unter anderem Workshops mit Köchen aus Funk und Fernsehen, Abendevents, monatliche Highlights und vieles mehr.
Vier Themen, vier Herausforderungen – Petra Hungerkamp hat die gemeistert. Als die Bocholterin im Jahre 2004 ihr führendes Fachgeschäft für gehobenen Hausrat und Gourmetbedarf nach einem verheerenden Großbrand und monatelanger Zwangspause wiedereröffnete, setzte die 59-Jährige ein bis dato völlig neues Konzept um. Sie verwandelte den 1000 Quadratmeter großen Laden an der Ecke Westend/Dinxperloer Straße in eine Erlebniswelt. Seitdem findet der Besucher in einem abgegrenzten Bereich schnell und übersichtlich alles, was er in der Küche benötigt – von der Maschine über den Topf bis hin zur High-Tech-Eieruhr.
Cook doch mal…
An anderer Stelle werden aufwändig Details rund um Tisch und Tafel präsentiert. Im Eingangsbereich wiederum stößt man auf hochwertige oder pfiffige Geschenke und Accessoires. Dazu organisiert die Chefin – nur unterbrochen durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie – regelmäßig Workshops und Events mit Spitzenköchen und anderen Experten. „Man muss die Menschen einfach immer wieder überraschen. Sie müssen sich wohl fühlen. Nur dann kommen sie immer wieder und bleiben einem treu”, verrät die 59-Jährige ihr Rezept
„Cook doch mal bei Hungerkamp”, so der eindeutig zweideutige deutsch-englische Slogan des Unternehmens. Er kombiniert Kommunikation mit Kompetenz. Eine entscheidende Rolle spielt in dieser Strategie die Verknüpfung aus Markenprodukten und Service. Mit Beiden grenzt sich Hungerkamp von der Massenware und damit von der Konkurrenz ab. Spätestens wenn der Kunde Rückfragen hat oder eine Reparatur ansteht, trennt sich dank der kompetenten Mitarbeiter die Großmarkt-Spreu vom Fachhandels-Weizen.
Die Zielgruppe des Familienunternehmens sind Menschen, denen ein ästhetisches Zuhause, ein gutes Essen mit Freunden an einem schön geschmückten Tisch oder ein gemütlicher Kaminabend bei einer schönen Flasche Wein, wichtig sind. „Cocooning” (dt. verpuppen) nennen Forscher den Trend, der sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten verstärkt. Insbesondere Ehepaare und Familien ziehen sich immer stärker in die eigenen vier Wände zurück und machen es sich dort richtig schön. Entsprechend groß ist der Bedarf an fachkundiger Beratung. Denn wer sich einmal entschlossen hat, mehrere hundert Euro in eine vollautomatische Kaffee- oder Küchenmaschine oder vierstellige Summen in hochwertiges Porzellan und Gläser zu investieren, will auf Nummer sicher gehen.
Ein Gespür für Qualität
Selbst junge Menschen haben ein untrügliches Gespür für Qualität entwickelt. Das erkennt Petra Hungerkamp an den zahlreichen Paaren, die in ihrem Hause Geschenklisten zusammenstellen oder nach eigenen Wünschen ganze Hochzeitstische dekorieren lassen, an denen Verwandte und Freunde ganz sicher das Richtige finden. „Viele kommen aus einer Studentenbude oder haben vorher alleine gewohnt und sind jetzt verbeulte Töpfe oder verbogenes Besteck leid“, berichtet die Chefin.
Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich Hungerkamp so einen Namen über die Grenzen Bocholts hinaus gemacht. Aus dem gesamten westlichen Münsterland und vom Niederrhein kommen die Kunden. Die einen suchen gezielt nach einem Fachgeschäft, andere halten an, wenn sie eher zufällig an der 40 Meter langen Schaufensterfront vorbeifahren und auf etwas Interessantes stoßen. Kein Wunder, dass Petra Hungerkamp immer wieder umdekoriert und selbst zu Sportveranstaltungen, wie Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, die liebevoll ausgesuchten und passenden Fundstücke von den Branchen-Messen mitbringt. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die sich dabei zu echten Rennern entwickeln. So zum Beispiel das PiepEi, eine präzise Eieruhr, die zusammen mit den Frühstückseiern gekocht wird und je nach gewünschter Festigkeit eine andere Melodie spielt. Oder der Fatboy-Sitzsack, der längst Kult ist.
Aufbruch in die digitale Welt
Einer, der das manchmal mit ungläubigem Kopfschütteln, gleichwohl aber mit ebenso viel Stolz betrachtet, ist Dr. Georg Hungerkamp. Der heute 88-jährige Vater von Petra Hungerkamp führte, nachdem er 1958 ins 1922 von seinem Vater Aloys Hungerkamp gegründete Unternehmen eingestiegen war, lange Zeit selbst Regie. Noch heute hat er sein Büro im Geschäft und sein Rat ist gefragt.
Und wo geht die Reise im Zeitalter zunehmend virtueller Einkaufswelten hin? „Qualität setzt sich durch – sowohl bei den Produkten als auch im Service“, sind sich Petra und Dr. Georg Hungerkamp sicher. Gleichwohl nutzen sie die modernen Medien, um sich zu präsentieren. 2013 wurde mit dem Aufbau einer eigenen Social-Media-Präsenz begonnen. Ein Jahr später folgte ein Webshop. Für den hat Petra Hungerkamp eine eigene Strategie entwickelt. „Unsere Internetpräsenz ist ein immer und überall erreichbares, virtuelles Schaufenster. Es verlängert unseren Service und die Kompetenz ins Digitale und soll die Menschen so real zu uns führen“, so die 59-Jährige. Die Rechnung ging auf. In den ersten drei Jahren nach dem Start kamen in jedem Jahr jeweils 20 Prozent mehr Menschen ins Bocholter Geschäft – ein Erfolg, den die Geschäftsführerin mit der durch den Webshop spürbar gestiegenen Reichweite und Bekanntheit erklärt.
Die Chronik der Firma Hungerkamp
1922: Gründung durch Aloys Hungerkamp (geb. 1900) – Großhandel in Stahl, Eisenwaren, Werkzeugen und Einzelhandel in Haushaltswaren und so weiter
1945: Total-Zerstörung durch Bombardierung Bocholts
1958: provisorischer Wiederaufbau abgeschlossen
1958: Firmeneintritt der zweiten Generation: Dr. Georg Hungerkamp
1958: Neubau Geschäftshaus Ecke Westend/ Dinxperloer Straße
1972: Neubau Walzstahlzentrallager Ewaldstraße und Gründung Tochtergesellschaft HUB Baustahlverarbeitung
1978: Übernahme der Firma Porzellan-Nientimp Crispinusplatz (heute fremdvermietet)
1984: Seniorchef Aloys Hungerkamp verstirbt
1990: Einstellung der Großhandelsaktivitäten
2000: Firmeneintritt der dritten Generation: Petra Hungerkamp übernimmt Geschäftsführung des Einzelhandels
2003: Großbrand und Zerstörung der gesamten Verkaufs- und Lagerflächen im Geschäft Ecke Westend/Dinxperloer Straße
2004: Neueröffnung nach kompletten Wiederaufbau und Neueinrichtung
2013: Aufbau einer Social-Media-Präsenz 2014: Eröffnung eines eigenen Onlineshops
2022: Firmenjubiläum 100 Jahre Hungerkamp